Das Veilchengeschirr oder 10.000 Dinge


In Deutschland -  so haben es kluge Leute herausgefunden - besitzt jeder Mensch im Durchschnitt 10.000 Dinge. Davon brauchen wir höchstens 20%. Der Rest ist Ballast, den wir mit uns herum schleppen, den wir nie gebrauchen, der einfach nur rumsteht.

Als meine Mutter starb, kamen viele Leute zu Besuch. Ich suchte nach Kaffeetassen. Die schönsten standen ganz weit weg in dem Wohnzimmer, das niemand benutzte - in dem Schrank, der kaum je geöffnet wurde. Das schöne Veilchengeschirr: es wurde so gut wie nie rausgeholt. Meine Eltern haben sich immer begnügt mit den einfachsten Tassen und Tellern. Als es um die Haushaltsauflösung ging, habe ich das Veilchengeschirr stehen lassen. Ich fand es sehr schön, aber wir haben ein schönes Kaffeegeschirr. Und trinken fast nur Tee. Warum also noch ein Geschirr? Wir haben viel zu viele Dinge. Ich wollte nicht noch mehr ansammeln.

2015 hat die Gruppe Silbermond das Lied "Leichtes Gepäck" veröffentlicht. Ein paar Zeilen daraus:

Eines Tages fällt dir auf, dass du 99% nicht brauchst. Du nimmst all den Ballast und wirfst ihn weg. Denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck.

Du siehst dich um in deiner Wohnung,
siehst ein Kabinett aus Sinnlosigkeiten,
siehst das Ergebnis von Kaufen und Kaufen
von Dingen, von denen man denkt,
man würde sie irgendwann brauchen,
siehst so viel Kleidung, die du nie getragen hast
und die du nie tragen wirst und trotzdem bleiben sie bei dir...

Und eines Tages fällt dir auf, dass du 99% davon nicht brauchst. Du nimmst all den Ballast und wirfst ihn weg. Denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck, mit leichtem Gepäck.

Diese Passionszeit bin ich in einer Gruppe, die sich mit "Aussortieren - Loslassen - Durchatmen" beschäftigt. Wir werden angeleitet von einer Expertin, die uns Tipps und Aufgaben gibt. Es macht nicht nur unser Lebensgepäck leichter, es dient auch dem Klimaschutz, weil wir Dinge in den Umlauf bringen, die von anderen weiter benutzt werden. Jeden Donnerstag Abend kommen wir bis Ostern zusammen: 2 Treffen sind live, 4 per Zoom online. Das ganze endet mit einem Flohmarkt, wo wir Aussortiertes verschenken oder verkaufen können. 

Alles hat seine Zeit und jegliches Vornehmen unter dem Himmel seine Stunde.
Aufbewahren hat seine Zeit, und Wegwerfen hat seine Zeit. Prediger 3, 6b

Im Alten Testament kannte man das Wegwerfen auch schon. Sich lösen, Dinge hergeben, hinterher erleichtert sein. Im doppelten Sinne: mein Lebensballast wird leichter und mein Herz auch.

Es tut gut, mir Gedanken zu machen über all die Dinge, die ich besitze. Meine ganzen Fehlkäufe gucke ich mir an. Meinen Kleiderschrank miste ich aus. Einen großen Beutel habe ich gefüllt mit Büchern, die ich nie lesen werde oder noch nie gelesen habe. 

Was brauche ich wirklich zum Leben? Eigentlich ganz wenig. Warum schleppe ich dann soviel mit mir herum? 

Noch ein Filmtipp: 100 Dinge heißt ein fröhlich-nachdenklicher Film, der sich um die Frage dreht, was wir wirklich im Leben brauchen. Antwort: sehr, sehr wenig.

Liebe Grüße von Heike Schmid 

Foto: Pexels




Kommentare

  1. Und es kann auch sehr befreiend sein, sich von Ballast zu trennen und nur noch das Nötigste zu behalten. Es ist wirklich sehr wenig.

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