Herbst

 

Eines morgens riechst du den Herbst.

Es ist noch nicht kalt; es ist nicht windig;

es hat sich eigentlich gar nichts geändert

und doch alles.“

Kurt Tucholsky


Er kündigte sich schon länger an:

Es war Anfang August, da verkauften sie Astern in den Blumenläden. Ganz deutliche Vorboten auf den Herbst.

Erst die abgeernteten, danach die gepflügten Äcker. „Pflügen heißt: die Welt auf Winter drehen.“ So sagt es ein Landwirt in Visquard

Auf einmal war da diese andere Luft. Kälter als sonst. Auch wieder Tau auf dem Rasen. Das Licht wurde anders. Ende August fiel es mir zum ersten Mal auf.

Die Nächte wurden spürbar kälter - und ich griff wieder zur Wärmflasche. Den ganzen Sommer hatte ich sie nicht gebraucht.

Das ganz dünne Sommerbett ist auch schon wieder im Schrank. Ich nehme jetzt die Übergangsbettdecke. Für das Winterbett ist es noch zu früh und zu warm.

Die Hortensien verwelken langsam.

Und es fällt auch wieder Regen. Der Rasen ist nicht mehr braun, sein Grün kommt zurück..

Was für ein riesiger, großer Sommer war das. Nun bereiten wir uns vor auf die andere Zeit, den Herbst. Machen den Garten und uns winterfest.

Der Frühling und der Sommer liegen hinter mir. Jetzt ist Zeit, mich auf den Herbst vorzubereiten.“ So heißt es in dem Buch von Hubertus Meyer-Burckhardt über die Zeit. Er meint damit das Vorbereiten auf die Zeit des Alters, das bei ihm einherging mit einer besorgniserregenden Erkrankung. Nichts ist mehr selbstverständlich, Leben ist endlich hier auf Erden.

Herbst: Es ist nicht nur die Jahreszeit, die sich ändert. Mit ihr geht mein Leben wieder einen Zacken weiter. Die Lebensuhr dreht sich merklich weiter.

Der Sommer hat mir sehr geholfen  beim Um- und Eingewöhnen in den neuen Lebensabschnitt. 

Wie viel ist geschafft? Wie viel Loslösung ist gelungen? Ich beschreite neue Wege; lerne neue Leute kennen, besuche ganz andere Veranstaltungen, rede zwar viel mit anderen, vor anderen aber kaum - höre viel mehr zu. Mache eine Fortbildung mit. Überlege, wo der neue Weg langgehen könnte. Was passt zu mir? Und was möchte ich auch nicht mehr? Erste Angebote sind da. Ich möchte mich aber noch nirgends binden. Erst noch weiter schauen, ausprobieren, kennenlernen. Noch ist es zu früh für Festlegungen.

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.
Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit. So steht es im Prediger Salomo. 

Jetzt ist nicht die Zeit, Dinge festzuzurren. Mir ist so, als ob mein Leben gerade alle Schrauben locker hat - und es ist auf einmal sehr viel Spiel da. Nichts muss, alles kann. Durchatmen, abwarten: Der, der meine Wege immer gelenkt hat, der wird auch jetzt Wege finden, wo mein Fuß gehen kann. Nichts überstürzen. Nichts zu schnell zusagen.

Es ist Zeit für Herbst, Danke für einen tollen Sommer, HERR!
Dann kommt der Winter, die kurzen Tage, die lange Dunkelheit. Rilke sagt, das ist die Zeit, wo wir 
wir wachen, lesen, lange Briefe schreiben. Zeit für Ruhe, auch für mich und dich. 

LIebe Grüße von
Heike Schmid




Kommentare

  1. Ja das stimmt Heike alles hat seine Zeit 🙏❤️

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  2. Sehr schön geschrieben, wat mooi. Grußß aus Pewsum . K.G. Viet

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    1. Danke, Ihr Lieben. Liebe Grüße an Euch zurück

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  3. Ich liebte jemand, der dachte, es sei Herbst. Dabei war es schon Sylvester für ihn.

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    1. Ja, ich ahne, was Du meinst. Ganz liebe Grüße und eine warme Umarmung.

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