Vom täglichen Brot


Es ist über 25 Jahre her. Er stieg von seinem Rennrad. Er, das war der alte Bäcker der Krummhörn. Er hatte klein angefangen mit einer Dorfbäckerei in Rysum. Daraus war eine Großbäckerei geworden mit vielen Filialen. "So, so," lächelte er. "Man erzählt sich, ich hätte Konkurrenz bekommen. Du backst dein Brot und deine Brötchen jetzt also selber?" Ich bestätigte das.
Damals waren die Kinder noch ganz klein. Ich hatte große Angst, dass sie Allergien bekommen könnten. Ich ernährte uns alle vollwertig mit Lebensmitteln aus dem Bioladen. Und Brot und Brötchen machte ich selber und immer frisch. Das Korn mahlte meine eigene Getreidemühle. 
Das war alles sehr zeitaufwändig, aber ich fand, für die Gesundheit unsrer Kinder könnte ich gar nicht genug tun. Außerdem hatten wir mehr Zeit als in den letzten Berufsjahren, denn wir teilten uns ja eine Pfarrstelle. 
"Auch wenn du nicht mehr bei mir einkaufst, ich gebe dir trotzdem einen Tipp," sagte der alte Bäcker. "Immer wenn du Brot backst, dann nimm einen Teil altes Brot dazu. Weiche es gut ein. Und dann gib es zum Teig dazu. Du kannst bis zu 30% davon dazu geben. Du solltest altes Brot niemals wegwerfen, verwende es wieder. Das tut dem neuen Brot gut. Du wirst es sehen." Fröhlich winkte er mir noch mal zu, dann stieg er auf sein Rad und sauste davon.
Die Kinder wurden größer. wir nahmen es mit der Ernährung irgendwann nicht mehr so genau. Es fehlte auch die Zeit dafür, alles immer selber zu backen.
Aber nun bin ich auf Rente. Und ich habe Zeit. Beim Auspacken der Kartons kam die alte Getreidemühle wieder zum Vorschein. Ein Beutel Dinkelkörner war auch noch da. Und Haferkörner auch.
Ihr ahnt es längst: ich habe wieder angefangen, Brot und Brötchen zu backen. Es ist ganz einfach. Man braucht nur etwas Zeit dafür. 
Unser tägliches Brot gib uns heute - so heißt es im Unser-Vater-Gebet. Brot ist ein Symbolwort und steht für ganz viel. Steht für das, was wir jeden Tag nötig haben. Was wir unbedingt zum Leben brauchen.
In unserem Kulturkreis ist Brot ein Grundnahrungsmittel, das unbedingt dazu gehört.
Wenn der Teig geht, wenn ich das Wunder sehe, wie die Hefe ihn verdoppelt; wenn ich merke, wie sich der Teig unter meinen Händen anfühlt, dann ist das jedes Mal ein besonderes Erlebnis.
Wenn das Brot frisch auf dem Ofen kommt; wenn der Geruch das Haus erfüllt, dann ist das ganz besonders. Das warme Brot dann kosten, die Butter schmilzt darauf,  riechen und schmecken - das ist so lecker.
Ich habe das Brot für mich wieder entdeckt. Es ist mir jetzt viel kostbarer. So viele Handgriffe sind nötig, bis ein Brot daraus werden kann. Ich habe wieder mehr Respekt und Ehrfurcht davor. Ich hatte es fast vergessen. Und ich beherzige den Tipp vom Rennradfahrer: immer altes Brot zum Teig geben, das tut dem neuen Brot gut. Es kommt nichts um. Alles wird wiederverwertet. Und so soll es doch auch sein.
Liebe Grüße von Heike Schmid



Kommentare

  1. Kann man denn Brot auch einfrieren? Liebe Schwiegertochtergrüße mit Vorfreude auf eine Kostprobe :)

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  2. Ja das stimmt 😊👍

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  3. Das sieht echt lecker aus
    Altes Brot als Paniermehl dazu?

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  4. ... Und doch lebt der Mensch nicht vom Brot allein...

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